Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz 2025-2055
Ergebnisse, Hypothesen und Hintergründe zu den Bevölkerungsszenarien des BFS
Die Bevölkerungsszenarien
1. Wie wird sich die Bevölkerung der Schweiz in den kommenden 30 Jahren entwickeln?
Genau kann dies niemand sagen.
Anhand des Wissens über die Vergangenheit und die Gegenwart, kann die Bevölkerungsentwicklung jedoch vorausgeschätzt werden.
Das BFS berechnet alle 5 Jahre Bevölkerungsszenarien.
Die Szenarien 2025-2055 zeigen, wie sich Grösse und Zusammensetzung der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz in den nächsten drei Jahrzehnten entwickeln könnten.
Das BFS berechnet ein «hohes», ein «tiefes» und ein Referenzszenario.
Diese drei Grundszenarien gehen alle davon aus, dass die Bevölkerung zunächst weiterwächst.
Gemäss dem «tiefen» Szenario wird sie ab 2043 beginnen abzunehmen.
Drei Grundszenarien
2. Warum gibt es nicht einfach ein einziges Szenario?
Die Spannbreite zwischen den drei Grundszenarien trägt der Tatsache Rechnung, dass statistische Aussagen über die Zukunft immer mit Unsicherheit behaftet sind.
Institutionen, die die Szenarien zur Planung verwenden, können sich so auf verschiedene mögliche Entwicklungen einstellen.
Das «hohe» Szenario kombiniert Hypothesen, die ein dynamisches Bevölkerungswachstum begünstigen, nämlich hohe Geburtenraten, hohe Lebenserwartung und hohe Wanderungssaldi. Das «tiefe» kombiniert jene Hypothesen, die für geringeres Wachstum sprechen. Die Hypothesen des Referenzszenarios liegen in der Mitte.
Einflussfaktoren
3. Welche Faktoren beeinflussen die zukünftige Entwicklung?
Die Entwicklung wird massgeblich von der Altersstruktur der heutigen Bevölkerung beeinflusst. Ausserdem hängt sie von der zukünftigen Geburtenhäufigkeit, der Sterblichkeit, sowie der Ein- und Auswanderung ab.
Gemäss den drei Grundszenarien wird die Anzahl jährlicher Geburten im Jahr 2055 zwischen 72’000 und 108’000 liegen.
Die Anzahl Todesfälle wird von heute ca. 70’000 pro Jahr auf über 99’000 pro Jahr ansteigen, im «tiefen» Szenario sogar auf über 110’000.
Somit wird es schon bald jährlich mehr Todesfälle als Geburten geben.
Ausserdem spielt die Migration eine zentrale Rolle. Alle drei Grundszenarien gehen davon aus, dass weiterhin mehr Menschen in die Schweiz kommen als sie verlassen.
Im Zusammenhang mit der demografischen Alterung in Europa und der steigenden Konkurrenz um junge Arbeitskräfte wird jedoch angenommen, dass der Wanderungssaldo in etwa zehn Jahren etwas abnimmt.
Demografische Alterung
4. Wird der Anteil Menschen hohen Alters in der Bevölkerung weiter steigen?
Ja, gemäss aller drei Grundszenarien wird sich die demografische Alterung fortsetzen, wahrscheinlich sogar noch beschleunigen.
Die Altersgruppe der über 64-Jährigen wird in allen Szenarien im Verhältnis zu Menschen im erwerbsfähigen Alter ein immer grösseres Gewicht haben.
Dies hängt damit zusammen, dass die zahlreichen Geburtenjahrgänge des Baby-Booms nun nach und nach ein hohes Alter erreichen.
Erstellung der Szenarien
5. Wie werden die Bevölkerungsszenarien erstellt?
Grundlage für die Projektion sind die Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) und die der natürlichen Bevölkerungsbewegung (BEVNAT).
Sie zeigen, wie und warum sich die Bevölkerung in der Vergangenheit verändert hat.
Auf Basis dieser Informationen werden Annahmen zur zukünftigen Entwicklung getroffen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Forschung und der Verwaltung (Bund und Kantone).
Die konsultierten Fachpersonen kennen die demografische Entwicklung sehr genau und können somit einschätzen, welche Trends zukünftig zu erwarten sind.
Anhand der beobachteten Werte und der mit den Fachpersonen entwickelten Hypothesen werden Modelle zur zukünftigen Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Migration berechnet.
Diese Modelle ergeben schliesslich die Szenarien zur Entwicklung der Bevölkerung der Schweiz.
Verlässlichkeit der Szenarien
6. Könnte sich die Bevölkerung auch ganz anders entwickeln?
Es ist heute wenig plausibel, dass die Entwicklung der nächsten Jahre über dem «hohen» oder unter dem «tiefen» Szenario liegt.
Die Szenarien sind dann eine gute Vorausschätzung, wenn sich die Hypothesen zum sozioökonomischen Kontext bewahrheiten, also wenn sie der in Zukunft tatsächlich beobachteten Entwicklung entsprechen.
Ist dies nicht der Fall, kann die Entwicklung ausserhalb der Projektionsbreite liegen.
Die letzte Reihe Bevölkerungsszenarien (2020-2050) hat die Entwicklung zwischen 2020 und 2023 recht gut vorausgeschätzt.
Unvorhersehbare Ereignisse können die Bevölkerungsentwicklung beeinflussen. Die Covid-19 Pandemie führte zunächst zu einer Entwicklung unter dem Referenzszenario…
…und die Asylzuwanderung aus der Ukraine sowie die Arbeitsmigration aus europäischen Ländern dann zu einem Anstieg über das Referenzszenario hinaus.
Die Zukunft wird zeigen, wie nah die beobachtete Entwicklung an der neuen Szenarienreihe liegt!